Poivre. Damals in Ventspils

Ich mochte es, wenn Zühal mich ansprach. Sie kam aus Paris und artikulierte meinen Vornamen so, dass ich mich wie die Deneuve fühlte.  Zühal verkörperte eine Mischung aus Noblesse und fröhlichem Pragmatismus.  Im Handumdrehen zauberte sie Drei-Gänge-Menüs pour deux. Sie lachte dabei und zeigte mir nebenher, wie scharf ein Ingwer-Aufguss werden sollte, damit er bei Erkältungen half.
„Au citron, Catherine!“ Die Presse stand immer auf dem Tisch.
Mit einer eleganten Handbewegung reichte sie mir dann das Honigglas.  Einen Esslöffel pro Tasse, aber nicht in den kochenden Sud!
„Où est le poivre?“
Das war der Clou. Pfeffer! Frisch aus der Mühle.
Die Wirkung setzte  immer sofort ein.
Ich konnte nicht genug davon bekommen – ob mit oder bald ohne Halsweh – kaufte viel zu viel von allem und  hinterließ meinen Nachfolgern im Autorenhaus ein knorriges Riesen-Ingwer-Gebilde.

Manchmal denke ich an Zühal.  Freunde braucht man auf der ganzen Welt.