Das Künstlerhaus Lukas in Ahrenshoop lud ein, einen Liebesbrief an die Natur zu schreiben.
Liebes gefiedertes Mütterchen, das du ja jetzt bist, nachdem du dein Nest so umsichtig gebaut und dann wochenlang bebrütet hast. Mit dem Schnabel hast du alles von innen noch gepolstert und ausgeglichen. Was der Alte dir anschleppte, hat immer irgendwohin gepasst.
Aber plötzlich war Leben in der Bude und zum Putzen blieb keine Zeit mehr. Die Kleinen hatten es gut und konnten es kaum abwarten, von der hohen Nestkante ins Wasser zu stolpern. Manchmal hast du sie zeternd wieder zurückgeholt, weil sie noch nicht dran waren. Immer schön der Reihe nach. Erst mussten sie doch gehudert und gepäppelt werden, ehe sie probieren durften, ob das Wasser sie trug!
Zehn waren es bestimmt schon, als sich schließlich dein Nachzügler aus der Schale wälzte. Du hattest gerade nicht hingeschaut, als er, noch ganz feucht im Flaum, sofort über die Reling stürzte. Es platschte kaum, aber du warst mit einem Satz bei ihm. Er war untergetaucht und für einen Moment zeigte sich über Wasser nur seine knallrote Kopfhaut. Mit dem Schnabel hast du ihn gestützt, warst ihm Schwimmhilfe und rettendes Muttertier zugleich.
Solange es diese Instinkte, den naturgegebenen Beschützer-Willen und die erforderliche Kraft gibt in der Not, habe ich Vertrauen …