Wie man einen Hasen fängt

Als ich mit der Gießkanne am Blumenbeet ankomme, sehe ich den ersten Krater. Direkt neben der Prachtkerze. Als wäre ein Elefant mit einem Fuß ein Stück weggesackt. Auch am Sonnenhut hat sich jemand zu schaffen gemacht. Ich kann bis zu den Wurzeln gucken, und mir ist, als wären das die Knochen in einer Fleischwunde.
Gießen wollte ich doch. Aber ich schlucke.
Welches Tier hat sich hier ausgetobt?
Die Radieschen, kleine rosa Fädchen, liegen links und rechts neben der Reihe. Die noch stehen, kriegen den Rest aus der Kanne.
Am Gartentor flüstert das Nachbarskind: „Kannst du mal den Schnucki einfangen?“
Schnucki. Das Kaninchen mit den Bernhardinermaßen. Erst da bemerke ich den Hasen am Frauenmantel.
„Kann ich nicht!“
„Brauchst dich nur raufwerfen.“
Ich öffne die Pforte und lass das Mädchen eintreten. Es ist kürzlich zehn geworden und fällt wie ein Brett am Rosenstamm vorbei in den Frauenmantel-Busch.
„Anders geht das nicht“, lacht das Kind, dreht sich mit dem Tier aus dem Beet und bleibt auf dem Rasen sitzen.
Ach so.