Der Regionalzug ist rappelvoll am Sonntagnachmittag, weiterrücken geht nicht mehr, vorsichtig vorbeischlängeln auch nicht. Überall stehen Koffer und Körper an Körper. Wer sitzt, hat Glück.
Ein Mann wedelt mit den Armen und verkündet lauthals, er heiße Andreas Soundso. Dann hält er sich an der nächsten Gepäckablage fest, schwingt seinen Oberkörper weit in eine Viererzone und schreit, dass er gerade Frust schiebe und alle staunen würden, wie schnell jetzt ein paar Fressen poliert würden.
Einem Rentner an der Gangseite kommt er so nahe, dass er nur eine halbe Armlänge bräuchte um auszuführen, was er in bildhafter Fäkalsprache gerade prophezeit hat.
Sonst ist Stille im Waggon.
Aber Andreas Soundso schreit ja nur. Er tut nichts. Irgendwie ist das klar.
Dennoch schiebt sich der Rentner Bluetooth-Kopfhörer in die Ohren und schließt die Augen.
„Potsdam!“ Soundso findet ein Adjektiv, das diese Stadt verhöhnt, will eigentlich aber wissen, ob er die Station schon verpasst hat.
„Verpasst, ey, hörst du?“, grölt er und schimpft den Rentner einen Hurensohn, der sich seine Ohrstöpsel …
„Nein“, sagt plötzlich eine Frau ruhig und fest. „Nicht verpasst! Sie sind im falschen Zug.“
Beim nächsten Halt bildet sich ein Spalier, damit es Andreas Soundso auch wirklich bis nach draußen schafft.
Potsdam liegt am anderen Ende der Welt.