Bockspringen

Die anderen Kinder konnten das alle. Wir waren neu an der Schule und hatten es nie gelernt.
Anlaufen – Abstützen – Abspringen!
Hinter dem Bock lag eine Matte.
Das sah so leicht aus. Ich aber guckte lieber zu, als dass ich mich hinüberbemühte. Meiner Schwester ging es ähnlich.
Irgendwann gab es eine Leistungskontrolle.
Ich rannte dem vierbeinigen Braunen entgegen, trat auf das Sprungbrett und hoffte auf ein Wunder.
Immerhin konnte ich den Kopfsprung. Sogar vom Ein-Meter-Brett! Vielleicht segelte ich deshalb bäuchlings über das Leder, knickte ab und purzelte auf die Matte. Hauptsache, ich war angekommen.
Dann war meine Schwester an der Reihe. Sie nahm das Vieh fest ins Visier, gab Gas, erreichte den Bock, setzte die Hände auf und sprang mit der Wucht einer entfesselten Zehnjährigen in andere Sphären. Wie ein Geschoss flog sie ihre Bahn, hoch über dem Leder und ein Stück über die Matte hinaus.
Seitdem galt bei uns: Der Wille macht’s!