Abschied von Gülsary

ALLE MÄRCHEN SPIELTEN HIER. Schon immer. Hier – das war Frankenhorst. Auch Romane, Novellen und Erzählungen wurden für mich hier sozusagen … verfilmt! Jede Lektüre, sobald sie Bilder erzeugte, führte mich daher an den Ort meiner Kindheit.
Als ich neulich von dort in der Dunkelheit den schmalen Weg nach Carlshöhe nahm und hinter der scharfen Linkskurve stramm in die Pedale trat, weil es nun bekanntlich bergauf ging, stieß der Lichtkegel meiner Lampe auf ein abgestelltes Fahrrad, dessen Rück-Reflektor rötlich aufblitzte. Eine Welle tiefen Mitleids erfasste mich, einen Moment nur, bis ich wusste, warum. Ich musste an die Pferdekutsche denken, von der ich einst bei Aitmatow gelesen hatte. Sie war nachts in einem Graben in den kirgisischen Bergen zurückgelassen worden, weil der sterbende Hengst Gülsary sie nicht mehr hatte ziehen können.
Dass der verwunschene Weg nach Carlshöhe für mich auch als kirgisischer Horror-Pfad getaugt hatte, war mir längst entfallen. Doch das Rücklicht erinnerte mich daran.
Den Abschied von Gülsary hatte es genau hier gegeben.