Eine fremde kleine Stadt. Ein alter Friedhof. Hermann kennt sich nicht aus.
Er ist gekommen, um sich zu verabschieden. Seit er über siebzig ist, passiert es hin und wieder, dass er zu spät an Ort und Stelle ist. Die Frau von der Friedhofsverwaltung führt ihn an Hecken, Kreuzen und Wasserstellen vorbei und entfernt sich diskret, als er mit seiner Sonnenblume vor dem Grab steht und nickt.
Die Stille erreicht Hermann in seinem Innersten. Nein, eigentlich ist es nicht zu spät, sondern gerade richtig. Als Student hatte er sie reiten sehen, damit fing alles an. Er saß auch ganz gut im Sattel, sogar im Galopp.
Es waren die sechziger Jahre, mein Gott, denkt er.
Wenig später war es vorbei. Einfach so.
Neulich fand er über Google die Todesanzeige. Ihren Namen hatte sie also behalten.
Da stand auch der Ort. Und dass sie zwei Töchter hatte.
Hermann will gar nicht mehr wissen.
Die Stille hat etwas Schönes.