In memoriam Charlotte C.

Charlotte war über achtzig und konnte so schön von früher erzählen.
Wir waren knapp vierzehn und hingen an ihren Lippen. Die Klappstühle kippelten ein wenig auf dem buckeligen Rasen, aber das störte nicht, vielleicht weil sowieso alles schon ein bisschen wackelig war in der späten DDR. Im Schwung des Gestikulierens mit ihren dünnen, langen Armen verlor Charlotte plötzlich den Halt und sank ganz langsam nach hinten weg. Die Beine mit den schweren orthopädischen Schnürschuhen zeigten nach oben, als sie ihren Satz beendete. Dennoch schien sie zu sitzen, wie sie zuvor gesessen hatte, und erzählte weiter, als wäre nichts geschehen.
Zack, an beiden Seiten angefasst, kippten wir Charlotte wieder in die Senkrechte.
Dann hörten wir das Ende der Geschichte.