Interzonenjahre. Siebente Leseprobe

Pasewalk, 1948

Auf dem Hof kitzelte es Elsa im Bauch vor Aufregung, gleichzeitig
fühlte sie sich, als hätte sie Großmutter, deren Blick durch das Küchenfenster
sich tief in ihren Rücken bohrte, verraten.
Vorsichtig öffnete der Neulehrer den Füller, es knackte leise, der Tintenkörper
war eingetrocknet. Er zog die Stirn kraus, als er kurz seine
Nase an das Kopfstück gehalten hatte.
„Tote Vögel lagen da auch, wo der her ist“, flüsterte Elsa.
„Die liegen immer neben solchen Kostbarkeiten“, antwortete der Lehrer.
„Wenn du in meiner Klasse wärst, müsstest du mir das jetzt alles
erzählen, aber du bist ja nicht einmal an meiner Schule!“
Ein Glück! Sie würde sich ständig beobachtet und dadurch noch
beengter vorkommen!
Er pustete durch das Kopfstück, um die winzigen Bröckchen zu lösen,
die vielleicht denWeg versperrten, aber es saß alles fest.
„Mach mal die Schüssel voll!“
Elsa griff den Schwingel und nach dem vierten und fünften Pumpen
füllte sich die Schüssel. Der Lehrer legte alle eingetrockneten Teile in
das Wasser.
„Das ist ein Füller fürs Leben, Elsa. So einen habe ich nie gehabt.
Kann schon sein, dass der ein Schwein wert ist, wenn er wieder funktioniert.“

Aus dem siebenten Kapitel