Die Trophäe. Eine Metamorphose

Der schreitende Bronze-PUMA im Katalog stammt aus demselben Wurf wie das schneeweiße Familienerbstück aus KPM-Porzellan. Guss-gleich. Nur schimmert das vertraute Muskelspiel auf dem Foto in bräunlichen Tönen.
Natürlich ist es käuflich. Immer noch.
Im Sommer 1930 hatte der 21jährige Zehnkämpfer G. das majestätische Raubtier als Trophäe bei den Hochschulwettkämpfen in Berlin gewonnen. Gestiftet vom Preußischen Minister für Handel und Gewerbe.
G. wird einen Transportkarton gehabt haben. Oder er hat den LÖWEN, wie er in den Papieren genannt wird, auf der Heimreise in Pullover gewickelt, damit er Gleiwitz unbeschädigt erreichte.
Gleiwitz in Oberschlesien.
Im Fluchtgepäck waren 1945 Familiendokumente und Fotos wichtiger. Und die Kinder. Und die Hoffnung. Der Glaube auch.
Erst 1962 gelangte das Porzellan-Tier von Gliwice wieder zum alten Zehnkämpfer, der nun in Niedersachsen wohnte. Ganz unten in einer großen Tasche hatte es das gute Stück über die Grenzen geschafft. In der rührigen Obhut einer schlesischen Vitrine war es jedoch umbenannt worden. Nun bleibt es einfach DAS HUNDELE.

… von Antoine-Louis Barye (1795-1875)