Beim Kardiologen. Ein Schiebetür-Geheimnis

Das Untersuchungszimmer ist fensterlos.
Die wechselnden Nordsee-Fotos auf dem Monitor hellen den schmalen Raum ein wenig auf, aber Heinrich hat die Serie bereits hundert Mal gesehen.
Dass er mit 40 schon hierher muss, findet er unangemessen früh.
Seit einer halben Stunde fallen ihm auf der Liege immer wieder die Augen zu. Die Schiebetür zum Nachbarraum ist einen Spalt breit geöffnet.
Nebenan treten zwei Frauen vom Personal ein. Unterdrücktes Kichern und das Rascheln von Zellstoff lassen Heinrich hellwach werden. Endlich ist etwas los hier – zumindest in Hörweite.
„Brauchst nur den Reißverschluss ein bisschen aufmachen, das reicht.“
„Du schmierst mich voll!“
„Natürlich. Wir wollen doch was sehen!“
Stille. Geradezu prickelndes Schweigen. Heinrich hebt den Kopf, damit ihm nichts entgeht.
„Guck mal, das sind zwei!“
„Quatsch!“
„Echt jetzt.“
„Du hast ja keine Ahnung.“
Heinrich bedauert, dass die Schiebetür mit einem Ruck geschlossen wird.
Wenig später kommt eine der Ärztinnen durch genau diese Tür und wendet sich Heinrich zu.
„Sie haben lange gewartet.“
Er hebt kurz die Schultern an, räuspert sich und bemerkt feine Knitter in ihrem Kittelstoff. Dann ist sie es also. Wirklich mit ZWEIEN? Das hätte er gern gewusst.