Eine, die aufpasst

Die Frau, die mir in der Straßenbahn gegenübersitzt, hat graue Struppelhaare mit orange-gelben Spitzen und erinnert an einen Igel. Als die Bahn anfährt, presst sie ihre Einkaufstasche an sich und verdeckt die mit Schwung gemalten Buchstaben Citybag.  „Da muss man ja aufpassen“, lacht sie, sucht bestätigende Blicke und nickt vor sich hin. Dann stellt sie die Tasche zwischen die Beine auf den Boden. So hat sie ihre Hände frei, wofür auch immer.
„Samstags ist es ja auszuhalten“, sagt sie ins Blaue hinein.
Niemand fragt, was sie meint.
„Keine Schulranzen in der Bahn“, antwortet sie trotzdem.
Stimmt. Mit dieser Linie bin ich damals schon zur Schule gefahren, und wir standen immer zu viert oder fünft, übrigens auch samstags. Aber da gab es die neue Haltestelle noch nicht, die meinen Weg zur Straßenbahn halbiert hätte.
Ich stehe auf.
Der mächtige Igel stürzt auf mich zu und hält mir beide Hände entgegen. „Die Kurve!“
Ich plumpse brav auf den geformten Sitz zurück und wage erst mich wieder zu erheben, als die Bahn schon bremst.
„Sehen Sie! Ich weiß das nämlich.“
Befriedigt streicht sie über ihre Stacheln.