Am Görslower Ufer

Am 19.12.1945, als die kleine Heidi von nebenan ihren ersten Nachkriegsgeburtstag feierte und das Central-Café gerade wiedereröffnet war, schwappten die Wellen des Schweriner Sees wie eh und je ans Görslower Ufer. Die Buchen dort standen stramm in der milden Dezemberbrise, als einer der Russen sein Messer zückte. Es war scharf und noch nicht lange in seinem Besitz.
Hier und jetzt wollte er den ersten Schnitt probieren.
Er setzte die Klinge an die Rinde und hielt mit der Fingerkuppe nur sanft dagegen, weil er an etwas Butterweiches dachte. Doch es war eine Buche. Hart. Also griff der Russe anders zu und sägte mit der Schneide, kratzte und schabte. 19. XII. 1945г.
Вадим hieß er wohl.
Die Rinde versteckt ihn allmählich.