Die Puppenspielerin war zu einem Gastspiel in ihre alte Heimatstadt gekommen.
Drei Stunden brauchte sie für den Aufbau der winzigen Bühne, die kaum mehr war als ein aufrechtes Bett, das sich verwandeln ließ. Fünf Minuten vor Beginn des Zuschauer-Einlasses war sie fertig, setzte sich in das Innere und zog die Vorhänge zu. Waren alle Schnüre zugbereit für die schnellwachsenden Pilze im wildromantischen Wald? Lag die Decke, unter der sich so gut munkeln ließ, in Griffweite?
Und alles andere auch?
Hochkonzentriert überdachte sie die Handgriffe, einen nach dem anderen.
Von außen glich die Bühne einem verhängten Schrank. Keine Falte bewegte sich.
Innen nahm sie die Entspannungshaltung ein, die sie schon im Schülertheater gelernt hatte.
Beine, Arme, Schultern spürten nur sich selbst. Und die Ohren hörten nichts. Eigentlich.
Aber nicht in dieser Stadt.
Muttchen war eingetroffen und klärte die Klassenkameradinnen von früher auf. Ja, seit gestern wäre die Tochter schon da mit den ganzen Kisten für die Bühne. Und nein, die wären doch schon längst auseinander. Sie hätte das Stück schon gesehen. Ja, sehr erotisch. Dann flüsterte Muttchen nur noch, und die Puppenspielerin unterschied die Mädchen am Klang ihres Gekichers. Sie versuchte, ihren Lachreiz zu veratmen. Unmerklich gerieten die Stoff-Falten in feine Schwingungen.