Klavier-Abschied

„Wir fahren jetzt los in Meteln“, sagt der Klavierbauer am Telefon. Seine Stimme zeigt Gespür für die historische Tragweite meines Nachmittags.
(Fast) aller Welt reicht ein E-Piano zu Hause, deshalb hatte ich schon befürchtet, niemand würde Vaters Klavier haben wollen. Trotz des warmen Klanges.
Doch es kam anders. Mit Yuko hatte ich beim Flohmarkt nicht gerechnet.
Ich zeigte ihr die kleine Brandstelle an der Oberklappe. Vor mehr als vierzig Jahren hatten wir uns mit unseren Instrumenten um den Klavierspieler geschart. Der schwenkbare Leuchter wurde näher und näher an das einzige Notenheft gerückt, in das wir alle hineinschauten, die Geigen am Kinn. Plötzlich roch es angekokelt. Und das Klavier qualmte.
Yuko schmunzelte, setzte sich, spielte. Brahms, Chopin. Ein kleines Hauskonzert vom Feinsten.

Nun steht der Transporter vor der Tür.
„Eine Stufe nur“, freuen sich die Klavierbauer.  „Was ist mit dem Hocker?“
Yuko hat genügend Hocker. Sie ist Pianistin.
Einmal Luftanhalten – und das Klavier steht auf dem Rollbrett. Es schwebt durch den Vorgarten und steigt dank geübter Griffe in den Firmenwagen.
Jetzt ist es bei Yuko. Mein Vater wäre sprachlos vor Entzücken.