Es nieselt.
Von den Hauswänden hallen starke, reine Töne eines Euphoniums wider. Doch heute steht kein Zuhörer am Zaun des Augustenstifts. Auch hinter der Hecke gibt es kein Publikum.
Jetzt regnet es richtig.
Peter Voss (94) bläst trotzdem. Wie jeden Tag. In der mannshohen Nische unter der Veranda bleibt er sogar trocken dabei.
Und – siehe da – gegenüber, im Raucherpavillon hinter der Stiftsküche, hat eine Gruppe Getreuer es sich gemütlich gemacht. Eng gedrängt auf den Bänken, die Rollatoren zusammengeklappt, lauschen die Eingemummelten im Glashäuschen und lassen den zusätzlichen Rollstuhl noch mit hinein, damit das Mütterchen nicht nass wird.
Manche bewegen die Lippen, weil es doch ihre Lieder sind.
„Das erste Mal hier?“ fragt eine Hochbetagte.
Doch das Mütterchen staunt nur mit großen Augen.
„Ich seh doch fast nichts mehr“, schiebt die Frau entschuldigend hinterher. Und dann: „Eins kommt noch.“
Peter Voss hat sogar noch drei Lieder.
Schließlich – Mendelssohn Bartholdy: Verleih uns Frieden gnädiglich.
Was für ein Appell.