Ein Sonntagnachmittag

Im klaren Wintersonnenschein
frieren schnell die Worte ein.
So denkt der Gast der Scrabble-Runde
und klingelt zur besagten Stunde.

Noch ist die Brille ganz beschlagen,
doch wird schon Tee zum Tisch getragen.
Die Sonntagnachmittagsrivalen
frönen ihren Ritualen.

Zwei Spieler sind – wer schafft das schon –
seit dreißig Wintern in Pension,
blitzgescheit und wesensgleich
im wöchentlichen Wortspielstreich.

Die grünen Bänkchen sind bereit,
man lässt sich mit dem Säckchen Zeit
bei der Wahl der Holzquadrate,
den Duden zieht man nicht zu Rate.

Den Punktwert hat man stets im Blick,
doppelt, dreifach mit Geschick –
und wird dabei ein Wort erfunden,
ist man an Regeln streng gebunden.

Ist dann das Säckchen wirklich leer,
gibt auch manch‘ Kürzel nichts mehr her,
dann staunt man kurz, doch sagt nicht viel,
denn nach dem Spiel ist vor dem Spiel.

ksh