Verblasst und verschlossen. Doch immerhin aufgehoben.
Sie hat sich schon oft vorgenommen, die Briefe-Stapel im Koffer einmal durchzusehen und die Post, die ihr nichts mehr bedeutet, auszusortieren. Das hieße also: wegwerfen. Der Papierkorb steht bereit.
Sobald sie einen der einst eilig aufgerissenen Umschläge geöffnet hat und den Bogen entfaltet, bleibt sie hängen und fühlt nach.
Was sind schon dreißig Jahre?
Aus manchen Kuverts zieht sie Fotos, die sie woanders hätte aufheben sollen, damit sie ihr häufiger in die Hände geraten wären. Die Bilder mit Petra und dem Professor in Rom zum Beispiel.
Längst ist er tot. Inzwischen hat sie bald sein Alter von damals erreicht. Unglaublich. Sie drapiert die Fotos und knipst die Auswahl mit dem Handy.
Briefe schreibt sie sich kaum noch mit Petra. Per signal geht es schneller.
„Wie jung wir doch waren. Neulich noch!“, kommt Minuten später zurück.
Oh ja. Und schon gibt es wieder eine kleine Korrespondenz – auf eine Weise, die in keinem Koffer Platz findet.