Das war live. Eine Lesung

Wenn Deutschland spielt, kommt doch keiner zur Buchlesung!
Ja, so dachte ich auch. Aber die Plakate waren gedruckt, und der Verkaufstisch stand schon bereit.
In der Halbzeitpause sollte die Lesung in der kleinen Kirche beginnen.
Spielstand: 2:1, das wurde in der Begrüßung gleich mitgeteilt. Für Deutschland! Kein Raunen in den Kirchenbänken, nur zufriedenes Nicken, eher bestätigend als mitfiebernd.
Die Bücherfreunde saßen so auf Abstand, dass der Eindruck entstand, es hätten kaum mehr hineingedurft. Einige hatten schon den Roman mit den bunten Holzbooten auf dem Cover in der Hand.
Es war nicht so heiß wie draußen. Dennoch zog eine Dame ihren Fächer hervor und sorgte für Luftbewegung. Als das Cello mit Bachs Courante einsetzte, überzog mich ein Gänsehaut-Schauer wie selten zuvor. Das war live! Zwei Mal war die Lesung verschoben worden, jetzt endlich durften HANNI und ELSA aufs Podium.
Nach der Lesung reichte mir der Professor aus der dritten Reihe die Hand. Erst als er die meine schon schüttelte, fiel mir die ungewohnte Nähe auf.
Es geht wieder los. Jetzt.
Vielleicht.