Der Geräuschesammler

Er will immer alles auch hören können, was ihn gerade umgibt – jetzt: den gepflasterten Pfad unter den Schritten, das Kondenswasser, das abtropft, und die Enge, die sich scheinbar endlos hinzieht. Hören. Aufnehmen. Sammeln. Leicht schlurfend strebt er dem Licht zu – jaja, jenem am Ende des Eiertunnels.
Die Bahnstrecke mit mehreren Schienensträngen liegt direkt über ihm, und er wartet mit seinem Aufnahmegerät auf den nächsten Zug. Vor mehr als hundert Jahren soll sich in diesem Tunnel eine Dame fast zu Tode gefürchtet und daher an einen Fremden geklammert haben. Das markerschütternde Stampfen und Schnauben einer Dampflok und das Rumpeln der Waggons wären ein Fest für den Geräuschesammler gewesen.
Kaum der Rede wert ist dagegen der Pegelausschlag an seinem Gerät, als endlich ein gleitendes Etwas über ihn hinwegschnurrt. Er nimmt es nur wahr, weil der Tunnel beidseitig eine Ei-förmige Öffnung hat, durch die heutzutage nur noch Gleis-Laute dringen, die kein Mark mehr erschüttern.
Und auch keine Dame.