Fragen

Ob es für uns in der DDR auch Weihnachten gegeben hätte.

Und ob wir als Pioniere an irgendwas geglaubt hätten.

Die bohrende Interessiertheit der Journalistin am Telefon löst allmählich meine Zunge. Sie war noch lange nicht geboren, als es bei uns in der 7. Klasse Taschenkontrollen gab, weil ein Bündel „BRAVO“-Hefte entdeckt worden war.
Mein Herzklopfen brachte mich damals fast um. Wusste ich doch nicht, wie weit wir mit drinsteckten, weil wir den harmlosen Tarn-Umschlag sogar zu Hause gehabt hatten, meine Schwester und ich. Welcher Pechvogel an der Schule den nun hatte abgeben müssen, blieb uns verborgen. Die Klasse schwieg. Matheunterricht wäre allen lieber gewesen. Aber jetzt ging es einzig darum, eine neutrale Ahnungslosigkeit zu mimen, den leeren Ranzen umzudrehen und dann die Schulbücher, knittrigen Papphefter und die Brotdosen wieder zurück zu räumen. Geräuschlos, bitteschön! Ich weiß nicht, ob die Lehrerin froh war, bei uns nicht fündig geworden zu sein.
Ich weiß auch nicht, woran sie eigentlich geglaubt hat. Wir jedenfalls hofften inständig auf Erlösung.
Und die kam. Durch die Schulklingel.
Tatsächlich. Danach war nie wieder die Rede von dieser Durchsuchung.