Innerer Monolog eines Notenblattes

Noten haben kurze Beine,
laufen stets im Takt davon,
gefügig trippelnd, dann à tempo,
Stück für Stück den Marathon.
Manche tragen wohl ihr Kreuz,
vom Halbton wissend, das System
setzt Zeichen allemal geschickt,
ein Doppelkreuz ist unbequem.
Zieht man rhythmisch in Betracht,
wann welcher Ton zu halten sei
und welcher gar nur angetippt
im Schwall gedruckter Drängelei,
dann naht wohl oft ein Funkenflug,
das Tongerüst beginnt zu schillern,
im Presto wird sanft angeregt,
fortissimo auf As zu trillern.
Die Melodie, am Höhepunkt,
verliebt sich in das Radikale,
wissend, dass das Ende naht,
was folgt, ist nur noch das Finale.
Sieh an, gedruckt steht hier: da capo,
erst dann wird sich wohl alles fügen –
und sei es nur zum Zeitvertreib,
aus Noten-Lust und zum Vergnügen.

ksh