Die alten Tage

Lore guckt sich sich morgens immer kurz fest in dem schönen alten Männer-Gesicht, dann ist sie schon vorbei mit ihrem Fahrrad. Eine tägliche Sekundenbegegnung.
Wer das wohl ist, denkt sie.
Diese Würde! Aber er ist jedes Mal in Eile, als müsste er sich im Tempo jemandem anpassen.
Seit sie ihn anlächelt, grüßt er.
Der Moment ist immer so schnell vorbei.
„Ich hab Sie gestern vermisst“, ruft sie ihm entgegen, damit es mal ein bisschen anders abläuft.
„Soso.“
„Müssen Sie denn immer irgendwohin oder laufen Sie nur so?“
Als ginge sie das etwas an. 
Er lächelt und überlegt.
„Früher hatte ich einen Hund. Der ist gestorben. Jetzt geh ich allein.“