Die Kraft des Rituals

Zai An geht zurück nach China. Sie hat es sich reiflich überlegt und verschenkt ihre Bücher und Teeschalen.
Es gibt kein Abschiedsfest. Doch Stunden vor ihrer Abreise lädt sie die Freunde in den Park vor dem Institut ein. Zum Jīngāng gōng.
Dafür lehnt sie eine alte chinesische Musikbox, die mit ihren wenigen Knöpfen wunderbar einfach zu bedienen ist und ausschließlich buddhistische Klänge gespeichert hat, an die Platane.
Zai An macht sich zur sanften Melodie sehr gerade und streckt ihre schmalen Schultern. Die Freunde, im Kreis, tun es ihr gleich.  Sie schwingen ihre Arme weit und halten während einer Drehung inne, wie es einst gelehrt wurde.
Bei jeder Übung scheinen kleine Impulse entferntere Winkel des Körpers zu erreichen.
Das Ritual nimmt allem die Schwere.
Für Zai An beginnt so jeder Morgen. Für manche ihrer Freunde hier auch.
Das bleibt – selbst, wenn es kein Wiedersehen geben wird.