Altersspiele

Irgendwann kam der Tag, an dem sich Tante Irmi und Onkel Fiete beim Spaziergang auf jede Promenadenbank freuten. „Verdiente Pause“, flüsterten sie sich gegenseitig zu und nickten.
Onkel Fiete schlug das rechte Bein über das linke und lehnte sich an. Tante Irmi, beide Beine fest auf dem Boden, ließ ihren Blick über den See schweifen und richtete ihn dann auf Onkel Fietes Fußspitze. Die schien einem inneren Rhythmus zu folgen: auf, ab, auf, ab – immer nur eine Winzigkeit. Es war der Rede nicht wert, fand Tante Irmi, aber wissen wollte sie es doch.
„Machst du das mit Absicht oder kannst du nichts dafür?“
Fiete wusste sofort, was sie meinte. Sie kannten sich sehr lange.
„Ich mach gar nichts, Irmi.“
„Dann sind das die Nerven.“
„Oder die Reflexe.“
„Reflexe muss man locken, Fiete. Guck, so!“
Tante Irmi holte mit der linken Hand aus und ließ die Handkante kurz unter sein Knie sausen.
„Falsch!“, lachte Onkel Fiete.
Sie versuchte es gleich noch einmal.
„Tiefer“, grunzte er.
Tante Irmi setzte neu an und dachte, sein Unterschenkel würde jetzt bestimmt folgen.
„Da kannst du kloppen, wie du willst“, meinte er nur.
„Dann hast du keine Reflexe mehr“, sagte sie und ließ es gut sein.