Katzenjammer

Im Wartezimmer der Tierklinik sitzt ein Mann ohne Anhang. Kein Katzenkorb, keine Hundeleine.
Was hat er nur?
Unser Kater tobt durch seinen Behälter, rollt sich dann in eine Ecke und drückt dabei schwarze Fellwülste durch die Sicht-Schlitze. Er hatte sich gegen diese Kiste gewehrt, als ginge es zum Schafott. Grollend und fauchend gibt er zu verstehen: Dieses Ding ist seiner nicht würdig!
Er kann die uralte Korbkiste mit eisenbeschlagener Deckelklappe nicht sehen, doch schweigt er kurz, als sie in gehörigem Abstand abgestellt wird. Der Besitzer zieht den Impfpass aus der Jackentasche.
„Miiiiiiiiieeeeez“, wimmert es in höchsten Tönen aus der Korbkiste.
„Rrrrrroooooaaaaahhh“, kommt es aus unserem Katzenbehälter. Drei Tage hat der Kater nichts gefressen, aber brüllen kann er immer noch wie ein Löwe.
Kein Mensch sagt etwas.
„Kkkkkkccccchhhhhhhh …“, faucht unser Tier.
Ich zucke zusammen. Es ist aber nur die Behandlungstür, die geöffnet wird.
Eine Angestellte ruft im Ton der Bällebad-Aufsicht: „Der Brutus möchte bitte ABGEHOLT werden.“
Da springt der Mann ohne Anhang auf und verschwindet durch jene Tür.
Wenig später trippelt Mops Brutus an kurzer Leine munter durchs Wartezimmer.
Der Kater versteht.
Es gibt ein Leben nach der Kiste.