Am Weihnachtsmorgen

Still, still, still, weil’s Kindlein schlafen will.
Deshalb schleicht die Mutter am frühen Weihnachtsmorgen wie eine Katze die alte Treppe hinab. Auch die vertraut knarrenden Stufen in der Kurve müssen diesmal schweigen.
Vor den Streifen des Morgenrots hebt sich die Silhouette des Weihnachtsbaums ab. Gestern stand er im vollen Licht, geschmückt mit den glitzernden Schätzen mehrerer Generationen. So wie früher, als das Kindlein noch klein war.
Jetzt studiert es in der Großstadt und kommt selten ins Haus.
Still, still, still, falls es ausschlafen will.
Als das Morgenrot weit über den Gärten in ein gelbes Glühen wechselt, öffnet sich hinter der Wiese die Pforte im Zaun. Das Kindlein! Es joggt locker über den Rasen, hat die große Runde um den See schon hinter sich und bringt frische Luft ins Weihnachtszimmer.
Die Zeiten haben sich geändert.