Die Taufe. Am Fluss

Fiete hat extra die Schuhe mit den Klettverschlüssen ausgewählt. Er ist der Erste, der barfuß dasteht. Der Pastor neben ihm zieht seine Schnürschuhe und die Socken aus, ebenso der Pate auf der anderen Seite. Dann legen alle drei ihre Jacketts ab. Es geht los.

Wenn Fiete bei den Blaukreuzlern sagen konnte, dass er die ganze Woche nicht gesoffen hat, wurde ihm immer ganz warm beim Applaus der Gruppe. Das war etwas Anderes als die altbekannte Fusel-Wärme. Dann guckte er zum kleinen Gekreuzigten über der Tür und flüsterte: „Ja, du!“
Als das immer wieder passierte, wollte er die Taufe. Es sollte etwas Besonderes sein. Er war schließlich über fünfzig.
„Dann im Fluss“, sagte der Pastor.

Als sie bis zu den Knien im Wasser stehen, sind die Hosen schon bis oben nass. Fiete, zwischen Pastor und Paten, hält die Luft an. „Langsam“, flüstert der Pastor, „ich sag Bescheid.“
Am Ufer steht die Gemeinde um den Tisch mit dem Kreuz und den Tulpen. Das E-Piano kippelt auf den Grasnarben.
„Jetzt!“, ruft der Pastor, als das Wasser am Gürtel steht.
Fiete wird gepackt und mit einem kräftigten Ruck hinunter gedrückt. Als er wieder auftaucht, prustet er wie ein Walross und wischt sich den Schrecken aus dem Gesicht.
„Amen“, keucht er und verdrängt den Wunsch nach einem Schnaps.