Sunihild Krabbe (1925-2019). Eine Gedenkminute

Wenn sie sich erhob, überragte sie alle. Erst recht die Mueßer Kinder damals in der alten Dorfschule. Mit deutlichen Ansagen und einem breiten Lächeln wird sie ihnen begegnet sein, und die Kleinen werden immer gewusst haben, woran sie bei ihr waren.

Sunihilds herb-würzige Aura, die sie umgab, wenn sie die Dinge anpackte*, hing ihr buchstäblich in den Röcken!
Zur Blütezeit der Kräuter kam sie mit dicken Sträußen von ihren langen Wanderungen, friemelte sie in kleinere Bünde um und hängte sie an den Haken, Nägeln und geeigneten Vorsprüngen in ihrer alten Küche zum Trocknen auf. Meist war im Kochtopf eine selbstgerührte Salbe noch nicht abgefüllt. Vielleicht war die auch nicht ganz fertig geworden, wie es sich so oft verhielt mit den Dingen, die erledigt, abgeheftet, weggelegt und wiedergefunden werden mussten. Sunihild war lieber draußen, wenn die Sonne schien. Erst, wenn sie die Lampe anknipsen musste, um noch ein bisschen was nachlesen zu können, machte sie es sich auf dem Kanapee gemütlich, über dem das große Ölgemälde vom Urgroßvater Otto Carsten Krabbe aufgehängt war, dem alten Rektor der Rostocker Universität.

*nachzulesen in HINTER DEN LIGUSTERHECKEN, S. 69 ff.