Krautfüße

In der Kantine gibt es Sauerkrautpfanne mit Kasselerwürfeln. Schön saftig, sagen manche.
Als G. nun vom Krautstampfen bei der Großmutter erzählt, kribbelt es mir in den Schuhen.
Das halbe Dorf traf sich auf der Diele. Die Bleche mit Hefekuchen gehörten immer dazu. Während einer der Männer die Kohlköpfe hobelte, schrubbte die Großmutter Kinderfüße. Salz stand bereit. Erst, wenn die Fußsohlen beim Stampfen ganze Arbeit geleistet hatten, kam die nächste Kraut-Schicht auf die Masse, Salz und immer so weiter. Zwischendurch war genügend Zeit für ein Stück Kuchen. Erst zum Schluss wurde das verdichtete Kraut in die Familien-Gärtöpfe umgefüllt, mit einem Kohlblatt gekrönt und dann vom Steingut-Deckel geschützt. In der Rinne musste in den nächsten Wochen immer ein wenig Wasser stehen. Solange noch Kuchen da war und etwas zu trinken, ging man nicht auseinander.
Heimelig war das – etwas fürs Leben.
(Ich aber weiß jetzt, dass es das Bittere, Gegorene, Getretene ist, das mich nachhaltig davon abhält, Sauerkraut von Herzen zu mögen).