KALININGRADER NOTIZEN – Ein Zoobesuch

Gerhard, von dem hier früher schon die Rede war, hat als Kind den Zoo in Königsberg geliebt. Nie wieder hätte er einen schöneren gesehen.
Es war ein richtiger Vergnügungspark mit prunkvollen Gebäuden, Rollschuhbahn, Tierpark-Konditorei, Konzerthalle und Heimatmuseum.
Man konnte ganze Sonntage dort verbringen und wollte nicht wieder nach Hause.
Die Bombardierung hatten nur vier Tiere überlebt: ein Damhirsch, ein Dachs, ein Esel und ein Nilpferd.
Längst wird wieder gebrüllt, getrötet und geplantscht im Zoo.
Jedoch nicht überall.

Ein paar Tage später habe ich im Zoo Kontakt mit einem Strauß. Er zwinkert mir zu und bittet mich, doch einmal die alte Königsberg-Brille abzunehmen. Ich erfahre die Geschichte vom Nilpferd Hans, das überlebt hatte. Schwer verletzt war es von einem Soldaten, einem Tierarzt zu Friedenszeiten, gefunden worden. Fressen wollte Hans nicht. Trinken auch nicht. Das Tier wäre gestorben, wenn der Soldat nicht ein Heilmittel an ihm ausprobiert hätte: vier Liter Wodka gegen die Schmerzen und so viele Futterrüben, wie er auftreiben konnte. Und dann ein Einlauf, der sich gewaschen hatte! Diese Prozedur ließ Hans zwei Mal über sich ergehen. Dann ergriff er seine Chance und überlebte.

Tja, und auch heutzutage würden Zoo-Fans ganze Sonntage hier verbringen …