G. G.

Im Opernchor, früher, war er immer sofort zu erkennen gewesen, sogar in Mönchskutte. Er hat in jeder Rolle alles gegeben, vielleicht noch einen Tick mehr.
Nun, mit neunzig, sitzt er im ersten Rang. Ein wenig gebeugt, doch nicht müde, erhebt er sich zur Begrüßung. Er kennt so viele.
Ob er das Oratorium von heute auch einmal mitgesungen hätte?
„Was denken Sie? In so einem langen Leben?“ Er winkt ab.
Und ob es ihm gefiele, dass dazu getanzt werde?
„Warum nicht, wenn doch alles so schön ist: Das Theater. Die Bühne. Der Vorhang.“

Am nächsten Tag steht er mit seinem Hund an der dicht befahrenen Straße. Wie so oft.
Er hält die Leine kurz und wartet.
Als die knappe Lücke endlich kommt, schleichen sie hinüber.